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Kritik der Sprachförderideologie

Ein Ideenpluralismus ist in einer demokratischen Gesellschaft ein hohes Gut und Basis derselben. In allen Gesellschaften, in denen eine staatsideologisch motivierte Übernahme der Erziehung von Kindern und Jugendlichen stattfand, wurde ein solcher Pluralismus gezielt aufgelöst, um mit der Ideenvielfalt auch eine Dynamik möglichen Widerstands zu verunmöglichen. In den heutigen Ländern mit kapitalistischer Wirtschaftsordnung ist die Situation einer Ideenmonopolisierung ungleich schwerer zu fassen.

Im Sinne von Adornos Beschreibung der Kulturindustrie kann man heute zunehmend eine Bildungsindustrie ausmachen. Die Kulturindustrie ist dadurch gekennzeichnet, dass eine kleine Bildungselite einer großen Masse an Konsumenten Kunst, Musik und Literatur als Warenprodukt anbietet, das in einem solchem abnehmerzentrierten Warenaustausch notwendig zu einem seichten Vergnügen verkommt. In diesem Konsumkreislauf erhält das Individuum primär die Rolle des Konsumenten, die Kultur die Funktion der Ware.

Analog zu dieser Beschreibung kann man heute die Vermarktung von Bildung bzw. Ideen beobachten, ein Markt, an dem ein ein großer Teil der Intellektuellen wesentlich partizipiert. Um es konkret zu machen, kann man die Bildungsindustrie als den Strukturen der Universität wesentlich immanent betrachten. In Anlehnung an Konrád und Szelényi kann man hier von der Intelligenz als Klasse sprechen und folgende Passage mit der zentralen Fragestellung als zentral ansehen:

 

"Unter Bedingungen, unter denen eine gesellschaftliche Gruppe die Kulturproduktion, -unterhaltung und -vermittlung und zugleich auch die Produktion, Unterhaltung und Vermittlung der gesellschaftlichen Ziele übernimmt und als Klasse funktioniert, ordnet sie ihren Erkenntnisprozess den eigenen Klasseninteressen unter. Es stellt sich sogar die Frage, ob gesellschaftliche Selbsterkenntnis überhaupt möglich ist, wenn die Intelligenz eine gesellschaftliche Klasse wird?"

(Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht. Suhrkamp, 1981)

 

Als Beispiel für obige Ausführungen sei hier die Industrie genannt, die sich um das Thema Sprachförderung gebildet hat. Es ist heute hinreichend bekannt, dass in den ersten drei Lebensjahren im Erstspracherwerb die Grundstrukturen der jeweiligen Zielsprache ausgebaut und grundlegend etabliert werden. Schon nach diesem Alter folgt der Erwerb mehr und mehr Prinzipien des Zweitspracherwerbs, in denen vielmehr ein zunehmend bewusstes, gedächtnisgestützes Lernen stattfindet. Deshalb werden schon im Kindergartenalter zunehmend sprachexterne Faktoren wie Motivation, Identifikation, Konzentrations- und Merkffähigkeit usw. bedeutend. Durch eine fehlende Kindergartenpflicht kommen viele Kinder mit Migrationshintergrund nun aber erst ab dem Schulalter kontinuierlich mit Deutsch als Zielsprache in Kontakt. Auch spielen hier Bedingungen des sozialen Milieus eine entscheidende Rolle, wie z.B. die quantitative Verteilung und der Bildungsstand von Personen mit Migrationshintergrund im Stadtteil und damit eben auch im Umfeld der Kita und der Schule. Dies sind vor allem Aspekte die eng mit der Stadtplanung zusammenhängen, also ebenfalls ein Thema der politischen Rahmengebung.

(Ein Paper mit dem Titel "Dem Nachwuchs eine Sprache geben" des unabhängig arbeitenden Berlin-Insitut für Bevölkerung und Entwicklung aus dem Jahre 2012 gibt hierzu einen balancierten Überblick. Klicken Sie hier zur Ansicht: Artikel)

Wesentlich politischer Handlungsbedarf in Hinblick auf soziale Rahmenbedingungen wird nun aber ersetzt durch mannigfaltige Sprachförderprojekte, Logopädenbesuch, Expertenratgebern, Fortbildungsangeboten etc. Dies alles aber ohne eindeutig nachweisbare Effekte, sondern weil sich die Intelligenz als Klasse so eine Deutungs- und Bereicherungshoheit sichert. Soziale Ungerechtigkeit wird durch diese Förderideologie also wesentlich getragen und sich unter dem Deckmantel von Bildungs- und Gesundheitspolitik an dieser bereichert. Bei genauer Sichtung wird jedem Kenner der Sprachförderansätze auch auffallen, dass letztlich nur sprachtherapeutische Prinzipien in den Sprachförderbereich übertragen werden und hier nicht wesentlich über die Darlegungen von Dannenbauer hinausgekommen wird (Dannenbauer (1992): "Grammatik" in Baumgartner/Füssenich (Hrsg.): Sprachtherapie mit Kindern. München: UTB.). Wesentlich sind hier immer Korrektives Feedback und spezifischer Input in hoher Quantität (heute auch Inputspezifizierung genannt). An dieser Fördertretmühle wird nun seit gut 30 Jahren immer wieder gedreht und wenn der Spruch "Alter Wein, in neuen Schläuchen" irgendwo Bedeutung hat, dann im Bereich der Sprachförderung.

 

Fazit:

Im Sinne von Konrád und Szelényi kann man aktuell im Bereich der Sprachförderung ganz eindeutig ausmachen, wie der Erkenntnisprozess dem Klasseninteresse untergeordnet wird und wie anmaßend der andauernde professorale Gestus ist, vermeintlich aus einer Adlerperspektive gesellschaftliches Geschehen zu analysieren.

Die Ignoranz und Selbstgerechtigkeit mit der diese "Exzellenz" an den Universitäten hier die Schicksale vieler in Form einer Fabrikwarenproduktion (möglichst viele Daten für möglichst viele Publikationen für möglichst viele Förderanträge für möglichst hohe Fördergelder) für die eigene Karriere ausbeutet, ist historisch ein Novum und gehört endlich in den Fokus gesellschaftlicher Debatten. Da diese Debatten aber eben von dieser Intelligenz als Klasse angestoßen werden müsste, sehen wir hier (aktuell) die Verunmöglichung gesellschaftlicher Selbsterkenntnis verneint.